Sicherheitsrisiko Hochhausbau – Führt Bau der Hochhäuser am Alex zu Rissen im U-Bahnhof?

Montagmorgen gegen acht Uhr spürt man am U-Bahnhof Senefelder Platz reichlich Frust. Noch hat die Empfehlung der BVG, auf Alternativen zur U2 auszuweichen, nicht alle Fahrgäste erreicht. Seit am Freitagabend gegen 23 Uhr der Fahrbetrieb auf der Linie eingeschränkt wurde, verkehrt die U-Bahn zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße auf unbestimmte Zeit im Pendelverkehr mit 15-Minuten-Takt. Entsprechend voll ist der Zug am Montagmorgen.

Nötig geworden war das, weil ein Überwachungssystem der BVG am Alexanderplatz angeschlagen hatte. Risse waren demnach am Freitag an der Decke des Bahnhofs der U2 zu sehen. Im Bereich Alexanderplatz ist die U2 deshalb seitdem sicherheitshalber nur noch auf einem Gleis unterwegs. Mit gedrosselter Geschwindigkeit wird der Alex am Montag angefahren.

»Am Alexanderplatz finden aktuell verschiedene, umfangreiche Baumaßnahmen statt, zum Teil in unmittelbarer Nähe zu den U-Bahnanlagen der BVG. Unter anderem entsteht direkt neben dem U-Bahnhof der U2 ein Hochhaus«, hieß es am Freitagabend von den Verkehrsbetrieben. Gemeint ist die Baustelle des Immobilienunternehmens Covivio, das derzeit neben dem Hotel Park Inn 130 Meter hohe Zwillingstürme baut. Seit 2021 laufen die Tiefbauarbeiten, für den Bau des Hochhauses muss eine fast 20 Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden. Noch weiter in das Erdreich werden Betonpfähle eingeschlagen.

»Vorsorglich haben wir die Bauarbeiten auf unserer Baustelle am Alexanderplatz bereits vor einigen Tagen eingestellt«, bestätigt die Sprecherin von Covivio gegenüber »nd«. Noch ist nicht klar, ob die Bauarbeiten das Tunnelsystem der U-Bahn in Mitleidenschaft gezogen haben. »Gemeinsam arbeiten die BVG, Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Covivio intensiv an der Ursachenforschung und Lösung«, heißt es von dem Immobilienunternehmen. Die BVG kündigte erste Ergebnisse für in rund zwei Wochen an.

»Haben Investoreninteressen in dieser Stadt einen höheren Stellenwert als die Interessen der Fahrgäste? Diese Frage muss man sich mittlerweile stellen«, sagt Jens Wieseke vom Berliner Fahrgastverband IGEB zu »nd«. Die sichtbaren Risse an der Decke des U-Bahnhofs zu verfüllen, sei schnell gemacht. Es sei aber noch nicht klar, ob nicht weitere Maßnahmen notwendig würden, durch die es dann zu längeren Einschränkungen für die Fahrgäste komme.

Das war in der Vergangenheit schon der Fall. Denn es ist nicht die erste Unterbrechung der U2 wegen einer Großbaustelle. 2012 musste die U2 zwischen Potsdamer Platz und Mohrenstraße für mehrere Wochen unterbrochen werden, weil es zu einem Wassereinbruch in der Baugrube der Mall of Berlin gekommen war. Drei Jahre später schränkte die BVG den Fahrbetrieb auf der U2 erneut ein, weil der Tunnel wegen eines Hotelbaus am Alexanderplatz absackte.

Bedenken hatte die BVG in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Auswirkungen eines anderen Hochhausprojekts am Alexanderplatz. Über mehrere Jahre verhandelte sie mit dem Investor Hines, der neben einem Elektronikmarkt 150 Meter in die Höhe bauen will. Die Verkehrsbetriebe befürchteten, dass das Tunnelsystem durch die Gebäudelast Schaden nehmen könnte. 2019 einigte man sich darauf, dass der U-Bahn-Tunnel eine neue Betondecke erhält, für die der Investor aufkommt.

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Wir halten es ebenso wie die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Katalin Gennburg, für unverantwortlich an dem Hines-Projekt trotz der Einigung mit der BVG wegen des Risikos festzuhalten. Schon vor der letzten Abgeordnetenhauswahl hatten wir große Bedenken wegen der Hochhauspläne des Senats. Berlin darf aus unserer Sicht kein zweites Frankfurt am Main mit seiner Skyline werden, denn so geht der individuelle Charme der Hauptstadt mit seinen ganz speziellen Nischen in den Kiezen verloren.

Auch stellt sich uns die Frage, ob es stimmt, dass zu DDR-Zeiten vor einer Bebauung mit Hochhäusern auf dem Alexanderplatz aus statischen und geologischen Gründen gewarnt wurde? 

Wir empfanden es 2018 gut, dass das Baukollegium die Hochhauspläne des österreichischen Investors Signa am Standort von Karstadt am Kurfürstendamm ablehnte. Das nun unter anderem mit der neuen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos, für SPD) eine andere Entscheidung getroffen wurde empfinden wir als Schlag ins Gesicht aller Kritiker. Laut dem ND könnte als erste am Alexanderplatz die österreichische Signa-Gruppe fertig werden. Diese reißt einen Teil des Galeria-Kaufhof-Gebäudes ab, um an dieser Stelle ein Hochhaus zu errichten.

Schon seit den Bebauungsplänen am Hermannplatz durch Signa umtreibt uns die Frage, ob den Mitglieder*innen des Senats überhaupt bewusst ist, dass der SIGNA-Konzern und der Mann dahinter – René Benko – einen „langen Atem, Einfallsreichtum und genügend Geld hat um sein Profitstreben auf Kosten der Berliner*innen durchzusetzen?

Auch fragen wir uns ob den Mitglieder*innen die Recherchen von addendum bekannt sind, in denen es SIGNA in Bozen schaffte, die öffentliche Meinung, die Einstellung von Politiker*innen im Sinne seiner Vorhaben zu beeinflussen und der kritischen Presse Mundtot zu machen? Die Recherchen beschreiben wie mit Klagen, Werbekampagnen, einer eigenen Partei und vermeintlich unabhängigen Bürgergruppen Umfragen und „Überzeugungsarbeit“ im Sinne Signas geleistet wurden. Welche Gewichtung wurde einer Anfrage (über Neue Shoppingmall am Hermannplatz) gegeben, die gemäß der Recherchen von Addendum folgende Partner*innen unter den aktuellen oder ehemaligen Finanziers der Signa Gruppe zu finden sind: Die A & M SP Invest aus Luxembourg, die Briefkastenfirma Signa Invest LLC aus der sogenannten Steueroase Delaware, die russische Sberbank, die von der EZB beobachtet und zu Strafzahlungen verurteilt wurde, die Falcon Private Bank, die aufgrund eines Geldwäscheskandals beinahe ihre Bankenlizenz verloren hätte und der wegen mutmaßlicher Korruption und Urkundenfälschung vor Gericht stehende Diamantenhändler Beny Steinmetz? Wurde diese Anfrage überhaupt beachtet oder aufgrund wirtschaftlicher Interessen ad acta gelegt, ganz nach der Divise – Geld stinkt nicht?

Siehe auch 1

Siehe auch 2

weitere Infos zu finden unter Initiative Hermannplatz

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