Spannende Details offenbart der umstrittenen Neugestaltungs-Wettbewerb im Jahn-Sportpark.

Dauerhafte Verluste befürchtet: Senat will Billig-Ausstattung für neues Jahn-Stadion. Spannende Details offenbart die Auslobung des Senats zum umstrittenen Neugestaltungs-Wettbewerb im Jahn-Sportpark. Im Mittelpunkt steht das Große Stadion in Prenzlauer Berg für 20.000 Zuschauer. Der Senat macht dabei noch einmal deutlich, dass er sich bis spätestens 2027 eine komplett neue Arena wünscht: Ziel sei es, „das bestehende Stadion zurückzubauen und durch einen Neubau am gleichen Standort zu ersetzen“.

Der Senat will jedoch ein spartanisches Stadion haben. Er geht nämlich davon aus, dass die neue Arena dauerhaft Verluste einfährt. „Es ist anzunehmen, dass die Nutzungen des Stadions grundsätzlich wirtschaftlich defizitär sind“, heißt es in der Auslobung. „Bei der Beurteilung der Entwürfe wird deshalb ein möglichst geringer Ausstattungsgrad an pflegeintensiver Technik und ein Betrieb mit möglichst wenig Personal eine wichtige Rolle spielen.“

Zudem sollen „Nachhaltigkeit und Verwendung vorhandener Bausubstanz eine große Rolle spielen“. Auf Druck von Grünen und Linkspartei wurde als ein Ziel formuliert, „die besondere Atmosphäre des Ortes zu erhalten und in eine neue Konzeption zu transformieren“. Genannt werden dabei erstmals konkret „der alte Baumbestand, aber auch architektonische Objekte wie die Haupttribüne mit ihrem aufragenden Dach und die weithin sichtbaren Flutlichtmasten“. Die Teilnehmer sollen „prüfen, welche Bauteile oder Elemente gegebenenfalls erhalten und integriert werden können“.

Doch wenn es konkret wird, bleibt von dieser „besonderen Atmosphäre“ nicht mehr viel übrig. Im Bereich „Licht und Schalltechnik“ wird der Betrieb von Flutlichtmasten am Stadion etwa bereits explizit ausgeschlossen: „Flutlicht ist den internationalen Anforderungen der UEFA/IAAF für TV-gerechte Ausleuchtung entsprechend vorzusehen. Auf Flutlichtmasten ist zu verzichten.“

Klar vom Abriss ausgenommen wird lediglich ein Element, das genau genommen gar nicht zum Stadion gehört: „Die identitätsstiftenden Wälle, aufgeschüttet aus dem Trümmerschutt der zerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg, müssen erhalten bleiben. In seinem Perimeter soll das neue Stadion sinnvoll in die Wallanlage eingepasst werden.“ Auch die denkmalgeschützte Hinterlandmauer auf dem Wall des Mauerparks sei „aus denkmalschutzrechtlichen Gründen in jedem Falle an ihrem heutigen Standort zu erhalten“.

Das Stadion soll wegen der Mauer auch eher niedrig werden: „Um auch zukünftigen Generationen die bauliche Situation während der Teilung Berlins zu vermitteln, ist es denkmalpflegerisches Ziel, dass erforderliche Neubauten mindestens in dem Abstand zur Hinterlandmauer errichtet werden, wie er aktuell mit den westlichen Besucherrängen des Stadions vorhanden ist, und die Mauer auch nicht erheblich überragen.“

Das Stadion soll nach Senatswunsch „ein Multifunktionsstadion für internationale, nationale und regionale Meisterschaften in Leichtathletik- und Ballsportarten, für paralympische Sportarten sowie für den regelmäßigen Punktspielbetrieb im Fußball bis zur 2. Liga, Football und Rugby“ werden. Geplant seien zudem „Inklusions- und LGBTQ-Veranstaltungen (Lesbian, Gay, Bisexual Transgender, Queer), die Bundes- und Landesfinale von Jugend trainiert für Olympia und Paralympics, Schul- und Vereinssport sowie sonstige kulturelle Veranstaltungen“.

Die Regelbetriebszeit soll „von 8 bis 22 Uhr an sieben Tagen in der Woche“ sein, „bei Veranstaltungen kommt es auch zu Nachtbetrieb. Das Stadion muss aus lärmschutztechnischen Gründen baulich umschlossen sein und die Zuschauer:innenbereiche müssen vollständig überdacht sein.“

Und weiter: „Für das Große Stadion sind insbesondere folgende Nutzungen vorgesehen:

  • Heimspielstätte von zwei, zukünftig ggf. drei Fußball- und Footballvereinen
  • zentrale Sportanlage des Behindertensports in Berlin
  • Sportanlage der nationalen Meisterschaften von ‚Jugend trainiert für Olympia‘ sowie für die Paralympics
  •  Trainingsstätte für den regulären Schulsportunterricht sowie zahlreiche Schul- und andere Sportfeste.

Neben dem Schulsport und Trainingsnutzung werden bis zu 60 Sportveranstaltungen pro Jahr durchgeführt.“

Der Abriss soll ab 2024/25 unter laufendem Betrieb beginnen, die Kosten für den Neubau sind mit 97 Millionen Euro veranschlagt, inklusive Abriss sollen es etwa 110 Millionen Euro werden. „Die Baumaßnahme soll 2026/27 abgeschlossen sein“, heißt es zum Zeitplan. Die Weiterentwicklung des Sportparks soll wie berichtet erst in der neuen Legislatur ab 2026 umgesetzt werden.

kompletten Artikel lesen … Quelle … Tagesspiegel Leute

(der Newsletter kann kostenlos abonniert werden)

Link zur Bürgerinitiative Jansportpark, die ein Zusammenschluss von Anwohnenden der unmittelbaren Nachbarschaft, Nutzern des Parks aus den umliegenden Bezirken und Liebhaberinnen des Sportparks. Die Bürgerinitiative erkennt den Wert als Sport-Park, welcher über seine reine Funktion als Sportfläche eine Vielzahl von Vorteilen bietet: Erholung, Abkühlung, sicherer Raum für Kinder ohne Gefahr durch Individualverkehr, unbeaufsichtigtes Spielen. Sie glauben nicht, dass dafür Großbaustellen, welche Lärm, Staub, Kosten und Umweltzerstörung verursachen, egal wie gut diese gemeint sind, nötig sind. Auch glauben sie nicht, dass man Inklusion mit dem Neubau eines Stadions zwangsläufig verknüpfen muss. Aus Sicht des Inklusionssports ist der Neubau eines Großstadions, welches dem Breitensport nicht zugänglich ist, nicht förderlich.

Wir können nicht verstehen, dass ein “Leuchtturmprojekt” von Andreas Geisel, was dann laut Artikel Verluste einfahren soll durch das Vorhaben den „besonderen Atmosphäre“ nicht mehr viel übrig lassen soll. Wir solidarisieren uns mit der BI Jansportpark und stehen hinter den Forderungen. Wie die BI richtig sagt, hat die Klimakrise auch unsere  Stadt im Griff. Stadtnatur und Städter*innen leiden unter Hitze und Trockenheit – und das jetzt schon seit vier Sommern! 2020 kommt auch noch die Pandemie dazu, deren wirtschaftliche Auswirkungen gerade erst spürbar und sich wohl noch deutlich ausweiten werden.

Das könnte dich auch interessieren …