Grundbesitz als Privateigentum : „Wir brauchen einen Kulturwandel“

Die Aktivistin Daniela Brahm plädiert für ein radikales Umdenken im Umgang mit Grundbesitz und daraus resultierenden Bodenspekulationen.

taz: Frau Brahm, Boden ist nicht vermehrbar und gilt deshalb als sichere Geldanlage. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 ist Boden immer stärker zu einem Spekulationsobjekt geworden. Was heißt das für Berlin?

Daniela Brahm: Berlin war lange geprägt von Brachen und Freiräumen. Die Wirtschaftskraft war relativ gering, Grundstücke waren günstig. Das machte die Stadt besonders interessant für Spekulanten, denn je geringer die Ausgangspreise, desto höher der mögliche Profit. Heute herrscht extremer Mangel an Grund und Boden. Am Alexanderplatz liegt der Bodenrichtwert mittlerweile bei 14.000 Euro pro Quadratmeter. In umkämpften Innenstadtlagen haben sich die Preise innerhalb weniger Jahre verdoppelt.

Der Philosoph Jean-Jacques Rousseau führte Kriege, Verbrechen und Elend darauf zurück, dass Menschen behaupten können: Dieses Land ist mein Eigentum. Boden dürfe niemandem gehören, nur die auf ihm ausgeübten Wirtschaftsaktivitäten könnten zu Eigentum führen.

Ja, Rousseau hat diesen „Sündenfall“ beschrieben. Grundeigentum galt dem aufsteigenden Bürgertum in der Französischen Revolution als Ausdruck individueller Freiheit – und das ist bis heute so geblieben. Ich halte es dagegen für wichtig, den Boden getrennt zu betrachten von dem, was darauf passiert. Das erfordert allerdings einen fundamentalen Kulturwandel, denn wir alle sind mit der Vorstellung aufwachsen, dass man Grundstücke besitzen und vererben kann.

In Singapur gehört fast der gesamte Boden dem Staat, die Wohnungen sind überwiegend privat. Kann das Vorbild für Berlin sein?

Singapur ist ein autokratisches Land, damit ist es sicher kein Vorbild. Aber der Umgang mit dem Boden dort ist trotzdem bemerkenswert: Der Staat hat seit der Unabhängigkeit konsequent Grundstücke aufgekauft und seinen Anteil von etwa 30 auf 90 Prozent erhöht. Boden wird nur zeitlich befristet vergeben.

In Berlin sind immerhin auch 50 Prozent des Bodens in öffentlicher Hand. Warum lässt sich die Stadt damit nicht gemeinwohlorientiert gestalten?

Zwar besitzen Land und Bezirke viel Grund, aber kaum etwas davon steht für eine aktive Stadtentwicklung zur Verfügung. …

zitiert aus Artikel … Quelle … TAZ

 

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