Eine Frage der Substanz
Nicht nur die Bauwirtschaft will Altes gern abreißen und neu bauen. Das sei gut für den Klimaschutz. Der aber steckt auch schon in alten Mauern.
Eigentlich könnten Sie da direkt einziehen.“ Daniel Diekmann deutet auf die offenstehende Wohnungstür. Ein flüchtiger Blick in die Wohnung lässt sogar noch einen altmodischen Antennenfernseher im Wohnzimmer erkennen. Interessenten gäbe es in dem von Wohnraummangel geplagten Berlin wahrscheinlich zur Genüge. Trotzdem steht die Wohnung schon seit Jahren leer, genauso wie die drei anderen auf dieser Etage.
Mittlerweile ist es recht einsam geworden für Diekmann in dem Wohnblock in der Habersaathstraße in Berlin-Mitte. Von den insgesamt 106 Wohneinheiten im Haus sind kaum noch welche belegt. Der Eigentümer will das Haus abreißen und durch einen Neubau ersetzen, versucht seit Jahren, die Bewohner:innen mit teils fragwürdigen Mitteln zum Auszug zu bewegen. Doch Diekmann und die verbleibenden Mieter:innen wehren sich und beharren auf ihren Mietverträgen. „Das Haus ist in einem soliden Zustand“, schätzt die Architektin Theresa Keilhacker die Immobilie ein. Keilhacker ist Mitglied des Netzwerks „Aktiv für Architektur“ und setzt sich ebenfalls für den Erhalt der Habersaathstraße 40–48 ein. Mehrmals war sie vor Ort, um das Gebäude zu begutachten.