Heimat to go: Vom Glück im Schrebergarten
Refugium, Projektionsfläche, Sehnsuchtsort: Schrebergärten boomen – besonders heute. Das verstaubte Spießer-Image ist passé, die Parzellen gelten als cool. Je globaler die Welt, desto größer der Wunsch nach Überschaubarkeit. Frei nach dem Motto: “Mein Garten, meine Marmelade, meine heile Welt.” Mit über 900.000 Kleingartenanlagen führt Deutschland in Europa. Ruhe suchende Traditionalisten und rastlose Träumer, Riesengemüsezüchter und Rosenliebhaber, Jungfamilien und Gartensenioren – Kleingärtner sind ein bunter Querschnitt durch die Gesellschaft.
Sendung: NDR Dokfilm | 24.02.2021 | 00:00 Uhr 89 Min | Verfügbar bis 24.05.2021
„Wir haben unsere Kleingärten symbolisch zu Grabe getragen“, erklärte Sigrid Carstensen, die 23 Jahre lang stolze Besitzerin eines Kleingartens in der „Morgengrauen“-Kolonie in Tempelhof war, im Interview mit dem Berliner Abendblatt. Im Artikel heißt es weiterhin, dass die Kolonie in der Eisenacher Straße musste Ende 2020 einem Schulneubau weichen. Das ist kein Einzelfall. Kleingärten und deren Wegfall sind immer wieder Grund für Diskussionen.
Per Gesetz wollen Politiker von SPD und Linken Berliner Kleingartenanlagen besonders schützen. Bei Wohnungsneubau sollen sogar noch neue Parzellen entstehen. Im Senat blickt man eher kopfschüttelnd auf den Gesetzentwurf. Ist am Ende alles nur Wahlkampfgetöse? Es ist nach unseren Erfahrungen ein reines Politikum. Wir sagen ganz klar, denn schon 2013 stand dies als Zielsetzung klar im Koalitionsvertrag, „dass dauerhaft ökologisch aufgewertete Kleingartenanlagen künftig als Ausgleichsflächen anerkannt werden können“.
ABER eigentlich hätte damals schon formuliert werden müssen, „Grünflächen, die dem Klimaschutz dienen, sind unter Nutzung aller Möglichkeiten zu erhalten“, denn Grünflächen sind systemrelevant.
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