Wieviel Kältetote braucht es noch?

Die U-Bahnhöfe sind wieder geschlossen, noch nicht einmal eine Diskussion war es wert darüber nachzudenken. Die Wärmestube der Gitschiner Straße ist geschlossen. Die Corona-Zahlen wurden bei der diesjährigen Einrichtung der Kältehilfe schlichtweg vergessen, sonst hätte mindestens auf die doppelte Zahl improvisiert aufgestockt werden müssen. 

Es war der 2. Dezember, ein Mittwoch, als Gregor F. starb. Der obdachlose Mann hatte sein Quartier unter der Autobahnbrücke am S-Bahnhof Rathaus Steglitz, direkt am Ausgang des S-Bahnhofs, an der Kreuzung von Albrecht- und Kuhligkshofstraße.

Ein Passant findet den Mann an der Reeperbahn – es ist laut einem Straßenmagazin „Hinz & Kunzt“ schon der fünfte Kältetote in diesem Jahr.

Die BAG W dokumentiert die Kältetoten bundesweit nur anhand systematischer Presseauswertungen. Viele Todesfälle werden öffentlich jedoch nicht bekannt und werden daher nicht erfasst. Seit 1991 sind mindestens 320 Kältetote unter den Wohnungslosen in Deutschland zu beklagen.

Dafür gibt es jetzt das Hofbräu am Alex (Karl-Liebknecht-Str. 30, 10178 Berlin). Die Kooperation der Berliner Sozialverwaltung mit dem Hofbräu entstand durch einen Zufall, erklärt der Berliner Geschäftsführer Björn Schwarz: „Einer unserer Mitarbeiter arbeitet ehrenamtlich in der Kältehilfe in Berlin und hat auf die Schließung vieler Tageseinrichtungen hingewiesen und damit auf die Unterversorgung.

Von 10 bis 16 Uhr ist das Hofbräu von Montag bis Freitag geöffnet. Bis zu 150 Menschen können sich hier auf 1500 Quadratmetern unter Einhaltung der Hygienebestimmungen aufhalten, so lange sie wollen, freut sich Romana: „Ich bin halt sehr froh, dass ich hier willkommen bin. Mit Leuten unterhalten, im Warmen sitzen, essen können, den Tag über hierbleiben, sich einfach mal ein bisschen ausruhen.

An dieser Stelle können wir nur sagen, ALLES Gut gemeint, aber warum wird nicht einfach in dieser schweren Situation ENDLICH GEHANDELT.

Wir finden, dass sich wesentlich NICHTS verändert hat, selbst die Pandemie hat nur kurzzeitig (März bis Juni 2020) zur Aussetzung von Zwangsräumungen geführt. Trotz des Aufzeigens des Leerstandes im Oktober durch die Beschlagnahmung des bezugsfertigen Leerstandes in der Habersaathstraße durch Obdachlose mit Hilfe einer Initiative wurde trotz Fristsetzung auf Prüfung zur Beschlagnahmung geräumt.

40.000 Menschen (12.000 sind unter 18 Jahre) sind in Berlin in Wohnheimen, Hostels und Pensionen untergebracht. Davon sind ca. 57% dort länger als 1 Jahr. (Stand 31.12.2017)

Aufgrund des Selbstbestimmungsrechtes des Einzelnen, des Rechtes auf körperliche Unversehrtheit meiden viele Obdachlose eine ordnungsrechtliche Unterbringung. In Wohnheimen gibt es Gewalt, Diebstahl und Krankheiten.

Die scheinbare Unfähigkeit und den scheinbar nicht vorhandenen politischen Willen Obdachlosigkeit nachhaltig zu bekämpfen zeigt wie mit Leerstände trotz Zweckentfremdungsverbot und Freiflächen für Menschen, die Alternativ leben wollen werden eher weniger statt mehr werden, umgegangen wird. Wo sind die versprochenen Safe-Places?

Laut einer Anfrage an das Abgeordnetenhaus (Drucksache 18 / 25 482) gibt es ca. 5000 Wohnungen bei den Landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, die sofort wohnungslosen Menschen zur Verfügung gestellt werden können.

Wenn die Zählung im letzten Jahr nur ca. 2000 Obdachlose Menschen ergeben hat – hätte jede Person jetzt eine Wohnung.

Wir fordern eine Rückkehr zur Gemeinnützigkeit und eine Quote an Wohnungen für Menschen ohne Obdach!

Wir fordern ganz klar die Beschlagnahmung von bezugsfertigem leerstehendem Wohnraum um obdachlosen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund bedingungslos einen Schutzraum, ein Zuhause zu geben.

Wir fordern weiterhin das Recht auf Wohnen ins Grundgesetz zu verankern!

Auch fordern wir die unbedingte Einbindung von Initiativen und Organisationen wie #LeaveNoOneBehindNowhere, die schon im April 2020 ein 10-Punkte Soforthilfeprogramm erarbeitet haben um Menschen ohne Obdach, mit und ohne Migrationshintergrund sofort eine Hilfemöglichkeit zu geben.

Hier weisen wir noch auf die Homepage des Aktionsbündnisses Solidarisches Kreuzberg hin, auf dessen Seite zum Beispiel die Auffüllorte für kostenloses heißes Wasser steht.

Weiterhin die Angebote für Obdachlose Menschen auf den Seiten der Berliner Obdachlosenhilfe und der Kältehilfe

Unser Flyer zur Obdachlosigkeit

 

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