Berlin-Kreuzberg im Wandel „Das Politische ist gar nicht mehr hier“
Hausbesetzungen, Randale, grün-alternative Szene: Dafür stand Berlin-Kreuzberg jahrzehntelang. Davon ist nur noch wenig übrig. Stattdessen: Gentrifizierung, Touristen und steigende Immobilienpreise. Viele Kreuzberger hängen dennoch an ihrem Kiez.
„Es ist überall dichter und dementsprechend – Kreuzberg war nie ein aufgeräumter Bezirk – ist es auch dreckiger geworden. Aber die Art des Drecks ist ja auch entscheidend.“
„Das ist ein wahnsinniger Verkehr geworden. Wir haben hier vorm Haus täglich einen Stau von mehreren Stunden, und man hat unglaublich viel Massentourismus, Feiertourismus.“
Aus dem Ghetto ist einer der meistbesuchten touristischen Hotspots in Berlin geworden. Mit weitreichenden Konsequenzen für die Anwohner. Manfred Piepho erzählt, auch er habe früher gern mal sein Feierabendbier auf der Straße getrunken. Nie aber wäre er auf die Idee gekommen, die Flasche anschließend auf dem Bürgersteig zu zerdeppern. Wie das viele Kreuzberg-Touristen heute tun. Was ihn ungemein nervt.
„Ich glaube, dass einfach für viele, die aus Weiß-der-Kuckuck-woher kommen, Berlin so einen Nimbus hat: Hier darf man alles, hier kannst du auch mal eine Pulle … und jeder glaubt das mal hier ausleben zu müssen: Das Wegebier, wenn es leer ist, einfach wegzupfeffern und damit irgendein Lebensgefühl auszudrücken, das scheinbar sonst nicht da ist.“
Immobilienpreise um ein Mehrfaches gestiegen
Die Bergmannstraße, das ist die bürgerliche Hochburg von Kreuzberg 61. Insgesamt zählt Kreuzberg mittlerweile zu den nachgefragtesten Wohnlagen der Hauptstadt. Ein Trend, der sich in den Immobilien- wie in den Mietpreisen widerspiegelt. Eigentumswohnungen sind um ein Mehrfaches teurer als vor zehn Jahren, und die Mieten haben ebenfalls kräftig angezogen. ..