Korruption und Wohnungsbau

Geschichte im Ersten – Das Ende der Neuen Heimat

 

Es war einer der größten Skandale der Bundesrepublik. Ausgerechnet die Bosse der Neuen Heimat, eines Baukonzerns in Gewerkschaftshand, hatten in die eigene Tasche gewirtschaftet. Ein Schock für einfache Gewerkschaftsmitglieder wie Klaus P. Malchow aus München. “Mein Weltbild geriet ins Wanken – dass Gewerkschafter so etwas machen!”

Bis 1982 war die Neue Heimat der größte Baukonzern Europas mit Sitz in Hamburg und Filialen in allen größeren Städten. Der Konzern hat entscheidend dazu beigetragen, das Wohnungselend im Nachkriegsdeutschland zu lindern. Er gab entscheidende Impulse für den Städtebau der 1960er und 1970er Jahre. Die Neue Vahr in Bremen, Neuperlach in München, Kongresszentren in Berlin und Hamburg, das Klinikum in Aachen, die Uni in Göttingen. Die Liste der Bauwerke und Trabantenstädte der Neuen Heimat ist endlos. Oder wie es der Historiker Peter Kramper formuliert: “Sie haben in Deutschland alles gebaut, was groß und sichtbar ist, um nicht zu sagen: hässlich.” Allein in München Neuperlach baute die Neue Heimat auf einen Schlag Wohnungen für 70.000 Menschen – eine ganze Stadt!
Die Neue Heimat kassierte viele Millionen Mark Steuergelder von Städten und Gemeinden, weil der Konzern gemeinnützig war. Am Ende besaß der Konzern fast 400.000 Wohnungen. Die Neue Heimat machte in den besten Zeiten einen Jahresumsatz von über fünf Milliarden Mark. Trotzdem war die Neue Heimat 1982 nahezu pleite, denn die Manager waren nicht nur korrupt, sie hatten sich auch noch gründlich verspekuliert. Sie hatten übersehen, dass der deutsche Wohnungsmarkt ab Mitte der 1970er gesättigt war und bauten jahrelang am Bedarf vorbei. Etliche ihrer gigantischen Siedlungsprojekte endeten als vergammelte soziale Brennpunkte, die später sogar abgerissen wurden.
Anmerkung:

Die Pleite der Neue Heimat war dann für die neoliberale Kohl-Regierung die willkommene Gelegenheit das Thema Gemeinnützigkeit zu desavouieren, die Privatisierung öffentlichen Eigentums zu propagieren und voranzutreiben und letztendlich die Gemeinnützigkeit im Wohnungsbau abzuschaffen. Die Folgen treffen die Menschen aktuell mit voller Wucht. Dennoch treibt der neoliberale Privatisierungswahn in Politikerköpfen immer noch sein Unwesen wie an der geplanten Privatisierung der Berliner S-Bahn durch den rot-rot-grünen Senat zu sehen ist.

 

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