Erst das Baby, dann die Räumungsklage
Elif, Adnan und ihr Baby mussten ihre Wohnung verlassen, eine neue finden sie nicht. Der Mietmarkt ist so angespannt, dass auch Familien wohnungslos werden.
Hohe Mieten, dreiste Vermieter, dazu die Angst, sich eine Wohnung bald nicht mehr leisten zu können: Der Mietmarkt bereitet dieser Tage vielen Menschen Sorgen und beschäftigt auch die Politik mehr denn je. Im Schwerpunkt “Mieten am Limit” beleuchtet ZEIT ONLINE die verschiedenen Facetten der Krise – mit Reportagen, Datenanalysen und Interviews.
Vor zwei Monaten wurden die 28-jährige Elif, ihr Mann Adnan und ihr Baby Emre aus ihrer Zweizimmerwohnung geworfen. Zwangsräumung. Emre war da fünf Monate alt.
Die Gruppe der Wohnungslosen verändert sich
678.000 Menschen waren im Jahr 2018 in Deutschland wohnungslos, schätzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe und von Jahr zu Jahr werden es mehr. Nur ein kleiner Teil von ihnen, etwa 48.000, lebt auf der Straße. Die meisten wohnen in Heimen, Notunterkünften oder kommen bei Bekannten und Verwandten unter. Manche ziehen von Sofa zu Sofa, monatelang.
Auffällig ist: Die Gruppe der Wohnungslosen verändert sich. Seit einigen Jahren gibt es darunter immer mehr Familien und immer mehr Berufstätige. Menschen, die ihre Wohnungen noch vor zehn Jahren vermutlich nicht so schnell verloren hätten, weil man ihnen mit Kindern einen gewissen Schutz zugestanden hätte. Oder weil ihre Einkommen auch bei einem Umzug noch für eine kleine eigene Wohnung gereicht hätten. Auf dem heutigen Mietmarkt sieht das anders aus.